Ostern am Aescher

Am 3. April 2004 bin ich mit Nicole Helikopter geflogen. Es war sehr schön, an einem Samstagmorgen trafen wir uns am Bahnhof Frauenfeld um 10 Uhr und fuhren mit einem alten VW zum Connyland, wo auch die beiden Kinder warteten, die in einem Singwettbewerb diesen Alpsteinflug gewonnen hatten. Eine angeregte Diskussion über die Zivilluftfahrt schaukelte unsere Emotionen hoch, damit wir so richtig fun hatten für die kommende Stunde.

Schon bliesen die Motoren wie es Helikopter tun, und der Nicole hat es beinahe ihren schicken Hut weggeweht. Aber glücklicherweise stand sie nicht unter dem Rotor. Helikopter haben es ja in sich, mit ihren 6 Flügeln. Ob Engel auch so schnell fliegen können, wenn sie nur zwei Flügel haben ? Oder haben sie auch 6 Flügel, wie der heilige Franziskus gesehen hatte ? Wir stiegen zu, Isabella und Conor voraus, Nic und ich als letzter.

 

Der Pilot fragte nach unseren meteorologischen Kenntnissen, die Kinder meinten das sei nicht so cool, sie wollten endlich abheben. So flugen wir denn über Herisau zur Schwägalp, und siehe auch über protestantischem Gebiet begann die Sonne zu scheinen. Das katholische Frauenfeld lag nämlich noch unter kaltem Nebel. Mit einem steilen looping zischten wir über die Bergwirtschaft Tierwies hinweg und landeten ein erstes Mal neben der alten Wetterstation auf dem Säntisgipfel.

 

Weil Helikopter nicht nur in der Montagehalle teuer sind, bekamen die Kinder je einen Blumenstrauss und wurden von mir abgelichtet. Der rote Vogel stieg wieder senkrecht auf und steuerte Richtung Nordosten über die Wagerenlücke zur Ebenalp hinunter. Das ist der niedrigste Berg im Alpstein mit einer Luftseilbahn. Wir taumelten aus der Kabine und suchten Halt auf den letzten Schneeresten. Höhe gut 1500 Meter über Meer.

 

Isabella meinte, es wäre zu kalt um das Tanzbein auf den Kalkplatten zu schwingen, so eilten wir zum Berggasthaus und erlabten uns, endlich, an einer guten Suppe und einem Appenzeller Zmittag. Conor war ganz happy, das hatte er noch nie erlebt. Die Berge rundherum schauten väterlich zu uns kleinen Prinzen hernieder: Kamor, Altmann, Hoher Kasten und Kalbersäntis. Appenzell ist ja wirklich das gelobte Land, und es wäre eine Sünde, es sich nicht wohlsein zu lassen.  Wir steigen ein, und drei Minuten später müssen wir die rote Kabine mit den weissen Streifen verlassen, und dieses Erlebnis Zivilluftfahrt ist abgeschlossen. Ohne Pilotenbrevet, aber mit dem Glauben an eine baldige Wiederholung. Leider waren nur wenige Leute in diesem fliegenden Kino anwesend, sodass die Kosten für die Aufführung wenigstens von den Lesern dieses Rundbriefes etwas eingespielt werden können.

Etwas beschwipst setzten wir gegen drei Uhr nachmittags unsere Füsse zwischen Gras, Erde und Steinen auf dem schmalen Weg, um nach einer halben Stunde das Wildkirchli zu erreichen. Der schöne Tag erlaubte die Höhle ohne Taschenlampe zu durchschreiten. Leider war das Berggasthaus Aescher geschlossen. Ich wäre gerne nochmals eingekehrt, in diesem gelben Haus das ganz am Felsen angelehnt ist. Ob der heilige Petrus hier auch schon vorbeigeschaut hat ? Isabella drängte weiter, die nächste Station war die Bommenalp. Im Jahr 1955 hat die Maschinenfabrik Habegger hier eine Stütze mit Einsteigevorrichtung gebaut, damit der Erzengel Raphael nicht über eine Strickleiter aus der Bergnot gerettet werden muss.

 

Vielleicht wollt Ihr, liebe Leser, auch eine solche Erfahrung machen; ich kann es herzlich empfehlen. Helikopterfliegen ist ja wie die erste Heilige Kommunion am Weissen Sonntag. Ein seltener Moment mit wenigen freien Plätzen. Jedes Jahr unternehme ich zum Kommuniongedenken eine besondere Reise, jedes Jahr kommt mich der heilige Thomas fragen: bist Du immer noch genügend Kind um an das grosse Glück zu glauben, ausfliegen zu können, eine neue Welt zu sehen wo viele liebe Menschen mit leuchtenden Augen von vergangenen Tagen berichten, einander ein Geschenk machen, Unbekannte sich ein Lächeln zeigen, eine Idee haben für den grossen Tag? Und wann ist der grosse Tag ?

 

 

In der trauten Runde, in der getäfelten Gaststube, wenn wir in den Fauteils sitzen mit dem Photoalbum auf den Knien, oder am Lehnstuhl der lieben Grossmutter und ihr von unseren Spielereien erzählen, aus ihrer Kinderzeit hören.

Dieser Ausflug am 3. April 2004 mit meiner Nic und den beiden Kindern war ein schöner Tag. Danke Isabella, danke Conor. Und ein Kuss für dich, Nicole. Adrian.